Geschichte der Corporationen bis 1844

12. Jh. Beginn der Bildung der Nationes

  • Körperschaft mit gesetzlich vorgeschriebener Mitgliedschaft
  • Zusammenfassung von Lehrenden und Studierenden einer Nation
  • Nur 4 Nationen an einer mittelalterlichen Universität (eine pro Himmelsrichtung)
  • Unterteilung in kleinere Genossenschaften (Provinzen)
  • Verloren ihren Sinn, als immer mehr Kleinstaaten Universitäten gründeten

15. Jh. Entstehung der Bursen

  • (Burse bedeutet ursprüglich Geldbörse; aus einem Geldbeutel lebende Gemeinschaft)
  • Form des studentischen Zusammenlebens nach best. Hausordnung in einem Haus oder Wohnung
  • Entstehung meist als wohltätige Stiftungen
  • Aufsicht durch Magister (Lehrende, Professoren)
  • Bursenpflicht für Studenten
  • Heutiges „Bursch“ kommt vermutlich von „Bursarius“ (dem Älteren)
  • Entstehung der Fuxenzeit
  • Durch Humanismus und Reformation wurden die Bursen verdrängt
    (ihre Zucht und Bevormundung war gegen den humanistischen Gedanken)

Ende 16. Jh. / Anfang 17. Jh. Entstehung der Nationen (z.T. auch landsmannschaftliche Vereinigungen genannt)

  • freiwilliger Zusammenschluß von Landsleuten
  • von Universitäten nicht anerkannt
  • seid etwa 1615 organisiert
  • zur Pflege von Geselligkeit, Freundschaft und Heimatliebe
  • farbentragend (Farben und Wappen von den Nationalfarben abgeleitet)
  • Nationen hatten eigenes Vermögen und eigene Gesetze
  • Professoren als Paten
  • landsmannschaftliches Erziehungsprinzip: sozialer Stand ist egal, die Mitgliedsdauer entscheidet über den Status
  • Schoristen (Ältere) führten Aufsicht über Pennale (Jüngere)
    • Ursprung heutiger Leibverhältnisse
    • Während des 30-jährigen Krieges extremer Pennalismus (Unterdrückung der Jüngeren)
    • Studenten fangen an Waffen zu tragen
  • 1654 Verbot von Pennalismus und Nationalismus auf Regensburger Reichstag (damit auch Verbot der Nationen)
    • 1662 in Rostock verboten
    • 1682 in Leipzig verboten
  • Nationen verloren ihre Bedeutung

Anfang 18. Jh. Entstehung der Landsmannschaften (ehemalige Nationen)

  • feste studentische Umgangsformen
  • starker französischer Einfluß auf Begriffe (Chargierte, rezipieren), Etikette (Comment) und Duellwesen (Duelle waren an der Tagesordnung)
  • soziale Fürsorge und Schutz für Landsleute (landsmannschaftliches Prinzip)
  • 1755 auch Nichttheologen werden aufgenommen
  • 1762 Einführung von Prinzipien (gegenseitiger Respekt/Verteidigung und persönliche Freundschaft der Mitglieder)
  • 1784 Einführung des Conventes
  • mit Verlassen der Universität endet die Mitgliedschaft in der Landsmannschaft
  • 1793 Verbot aller geheimen Studentenverbindungen durch Regensburger Reichstag
  • wurden z. T. nicht verfolgt, da sie als „wissenschaftliche Gesellschaft“ unter dem Schutz und der Führung von Hochschullehrern standen
  • – Ende 18.Jh. Ende der Landsmannschaften

Mitte des 18. Jh. Entstehung der Orden

  • Orden: überörtliche Dachorganisation mit zwei oder mehr Logen unter einem gemeinsamen Ordensmeister und einer Hauptloge
  • einzelne Logen von der Mutterloge aus geleitet
  • Studentenorden dem Gedankengut der Freimaurer-Loge zugewandt (daher die „Geheimsymbole“ X und Zirkel), gehörten ihr aber nicht an
  • die vier größten Ordensbünde (Amicisten, Unitisten, Konstantinisten, Harmonisten) als mehr oder minder geheime Ringe innerhalb der Landsmannschaften
  • die Landsmannschaften blieben das bevorzugte Rekrutierungsgebiet der Orden
  • Freundschaft und Bruderhilfe war herrschender Grundsatz
  • ab etwa 1770 Lebensbundprinzip nach Vorbild der Freimaurerlogen
  • strenge Abgrenzung nach Außen, Kontakte nur innerhalb des Ordens erwünscht („…[Außenstehende] waren keiner Aufmerksamkeit und noch weniger des Umganges zu würdigen.“)
  • bessere Pflege des inneren Zusammenhaltes als bei den Landsmannschaften
  • Unitisten ab 1774 in Rostock
  • wie die Landsmannschaften behördlich verboten und verfolgt
  • 1748 erstes Verbot in Göttingen
  • 1819 Ende der Orden in Prag (letzte nachgewiesene Erwähnung)

Ende 18. Jh. Entstehung der Corps

  • nehmen das landsmannschaftliche Prinzip auf und entwickeln es weiter
  • Aufnahme ohne Rücksicht auf Staatszugehörigkeit
  • verwarfen Freimaurerei
  • Einführung von Band und Mütze (Brustband in „landsmannschaftlichen“ Bundesfarben) (Die allererste Bänder waren nur zweifarbig.)
  • Lebensbund
  • z.T. stark monarchistisch eingestellt, aber ohne offene politische Ziele
  • unbedingte Satisfaktion und Duellzwang
  • 2 Arten von Corps: Waffen- und Lebenscorps (Lebenscorps: man kann nur Mitglied einer Verbindung sein und dass ein Leben lang; Waffencorps: gestatteten Hochschulwechslern den Eintritt in ein fremdes Corps)

12.Juni 1815 Gründung der Deutschen Burschenschaft in Jena (Urburschenschaft)

  • geistige Väter: „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, Ernst Moritz Arndt, Heinrich von Kleist, Theodor Körner
  • nationalstaatliche Ideale und Ziele (seit Napoleon populär)
  • Ehrfurcht zum Christentum
  • Vaterlandsliebe
  • Von drei Landsmannschaften gegründet
  • Farben der Lützower Uniform (Schwarz-Rot, wie das Gold dazukam ist bis heute ungeklärt) (Die Farben werden als die Farben des von allen Deutschen herbeigesehnten Deutschen Reiches verstanden. Die Worte „Ehre, Freiheit, Vaterland“ und die damit angesprochenen Ideen verbreiten sich rasch an allen Universitäten und die Zahl der „Burschenschaften“ wächst ständig)
  • gedacht als Bund aller Studenten
  • Erstes Wartburgfest, (18. Oktober 1817) zu Ehren des 300. Jahrestages der Reformation und des 3. Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig gefeiert, dabei kommt es kommt es zur Verbrennung von Büchern, die Napoleon und Frankreich verherrlichen
  • Dieser Akt der Bücherverbrennung führt zum Verbot weiterer Wartburgfeste durch die Weimarer Regierung

18. Oktober 1818 Gründung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft

  • gestiftet in Jena zum Jahrestag des Wartburgfestes als Zusammenschluss aller Burschenschaften
  • Ziel: Verdrängung der Landsmannschaften (wurde nicht erreicht)
  • weit gefasster nationaler Grundsatz (Beseitigung der Kleinstaaterei)
  • sittliches Streben
  • christliche Religiösität (=Verbot für Juden)
  • 23. März 1819: Ermordung des Dichters und russischen Staatsrates August von Kotzebue durch den Theologiestudenten Karl Ludwig Sand
  • 20. September 1819 Karlsbader Beschlüsse: Verbot aller Studentenverbindungen
  • gleichzeitig (1819-1820): „Demagogenverfolgung“ (= Verfolgung aufrührerischer Elemente) bei der 10.000 Personen ermittelt und 173 angeklagt wurden. (Der Burschschafter Karl Hase soll bei seiner Überprüfung die geflügelten Worte geprägt haben: „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.“)
  • 1827 geheime Wiedergründung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft
  • Aufspaltung in zwei Zweige: „Arminen“ (staatliche Einheit mit friedlichen Mitteln) und „Germanen“ (Republikanertum mit mystisch-verschwörischen Vorstellungen)

1836 Gründung der Uttenruthia als erster konfessionellen Verbindung

  • Ablehnung aller Abzeichen
  • Christentum als Lebensgrundlage
  • Verwerfung des unmoralischen Duells
  • Keuschheitsprinzip (Verbot des außerehelichen Geschlechtsverkehrs)
  • Die Uttenruthia wurde ein christliche Burschenschaft und damit eine Nachfolgerin der Urburschenschaft
  • Es kam zur Gründung ähnlicher Verbindungen in Halle (1841), Bonn (1841), Berlin(1843) und Heidelberg (1844). Die Bonner Vereinigung gab sich als erstes den Namen Wingolf.

1844 Gründung des Wingolfsbundes

Quellen:

  • „O alte Burschenherrlichkeit“, Peter Krause, 1997, Verlag Styria.
  • Berliner Fuxenskript
  • Kieler Fuxenskript
  • „Kleines Lexikon des Studentischen Brauchtums“, Otto Böcher
  • Internet: „COUSIN“ Couleurstudentische Information Karlsruhe.

Autor: Dirk P.