Der Wingolfsbund ist ein Verband christlich orientierter, farbentragender, nicht schlagender Studentenverbindungen. Er betrachtet, nach verschiedenen Vorläufern seit 1826, das Jahr 1844 als eigentliches Gründungsdatum. Er entstammt der deutschen Romantik und dem Vormärz, der Zeit, in der die Toleranz zwischen großen Konfessionen bewusst erlebt wurde und seither im Wingolf gepflegt wird. Der Name „Wingolf“ ist der damals viel gelesenen „Ode an die Freundschaft“ von Kloppstock entnommen und bedeutet „Halle der Freundschaft“.
Alle Wingolfsverbindungen bekennen sich ohne Rücksicht auf die Konfession zu Jesus Christus als Ihren Herren. Daher auch der Wahlspruch: DI HENOS PANTA (durch einen, Jesus Christus, alles), den alle Wingolfsverbindungen, unabhängig vom eigenen Wahlspruch, anerkennen. Die Wingolfsverbindungen stehen auf dem Boden einer historischen Korporation und ihre Mitglieder finden sich in einer darauf gegründeten Lebens- und Erziehungsgemeinschaft zusammen. Dieser Lebensbund wird nicht nur von den aktiven und inaktiven Mitgliedern der Verbindungen gebildet, sondern beinhaltet auch die Alten Herren (ehemalige Studenten). Durch diesen breit gefächerten Wissensbereich, entsteht ein effektiver Meinungssaustausch über die Grenzen des eigenen Fachgebietes hinaus.
Aufgrund der christlichen Grundlage lehnt der Wingolf Duell und Mensur ab.
Mit seinem Bekenntnis zum Christentum, seiner Liebe zum Vaterland und seiner korporativen Lebensform hat der Wingolf teil an den Grundsätzen der urburschenschaftlichen Tradition.
Als erste Studentenverbindung nahm der Bonner Wingolf 1841 den Namen Wingolf, der später allgemein übernommen wurde, und die Farben Schwarz-Weiß-Gold an. Seit 1850 führt der Verband den Namen Wingolfsbund und feiert alle zwei Jahre sein Bundesfest auf der Wartburg in Eisenach (zu DDR-Zeiten war dies bedingt durch das herrschende politische System nicht möglich). Nachdem sich der Wingolfsbund im Kaiserreich und in Weimarer Republik konsolidiert hatte, musste er sich während des Nationalsozialismus aufgrund des Totalitätsanspruchs des damaligen Regimes selbst auflösen. Doch bald nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden die Verbindungen im Westen neu, nach dem Mauerfall auch die jenseits des „Eisernen Vorhangs“. Zur Zeit ist der Wingolf mit 34 aktiven Verbindungen in Deutschland und jeweils einer in Österreich (Wien) und Estland (Tartu) vertreten.
Quellen :
– eigene Aufzeichnungen aus der Fuxenzeit
– Civis academicus. Handbuch der deutschen, österreichischen und schweizerischen Korporationen und studentischen Vereinigungen an Universitäten und Hochschulen. Lahr, 1996.
Autor: Dirk P.